erweitertes Menschenbild

Sucht der forschende Mensch durch Vergleich mit der übrigen Schöpfung Aufschluss zu gewinnen über seine Stellung in der Welt und die Identität der eigenen Persönlichkeit, so ergibt sich eine viergliedrige Wesensstruktur:

  • Physischer Leib
  • Äther-, Lebens- oder Bildkräfteleib
  • Astralleib
  • Mentalleib, Ich

Seinen materiellen Körper (Physischer Leib) bildet der Mensch aus den mineralischen Stoffen der Umwelt. Durch die physischen Stoffe, aus denen er besteht, und die physischen Kräfte, die in ihm wirken, ist der Leib verwandt mit allem, was den Menschen umgibt, mit Steinen, Pflanzen und Tieren.

 

Von der mineralischen Welt, aus der die Stoffe genommen sind, unterscheidet sich der Physische Leib allerdings wesentlich. Mineralische Substanzen sind leblos, der Leib des Menschen ist aber von Leben erfüllt.  Es gibt in ihm gewissermassen einen "Architekten", der dem Physischen Leib und den darin enthaltenen Organen Gestalt gibt, sie in Funktion hält und sie ständig daran hindert, sich in der mineralischen Welt aufzulösen. Diese Fähigkeit der Lebensorganisation beinhaltet der Ätherleib, bzw. Lebens- oder Bildkräfteleib.

 

Einen Ätherleib, der ihren Physischen Leib durchdringt, hat auch die Pflanze. Wie der Mensch ist sie von Lebensvorgängen erfüllt, doch lebt sich gleichsam in einem dauernden Schlaf. Dieser Schlaf ist dem Zustand ähnlich, in den der Mensch versinkt, wenn er sich nachts erholt. Täglich aber kehrt der Mensch ins Wachen zurück. Der Wachzustand erhebt ihn über die Pflanze, denn im Wachen ist Bewusstsein. Dieses Bewusstsein wird getragen von einem Wesensglied, das die Pflanze nicht hat: dem Astralleib. Im Astralleib, diesem dritten Wesensglied, erlebt der Mensch die von aussen herandringenden Eindrücke als seine Innenwelt. Dieser Astralleib hat der Mensch - wie den Physischen und den Ätherleib - mit den Tieren gemeinsam. Auch sie, vor allem auch Tiere höherer Art - haben ein Bewusstsein von Lust und Schmerz.

 

Im Menschen gibt es jedoch etwas, das ihn über jedes Tier erhebt, und er weiss auch klar, dass er ein vom Tier verschiedenes, über dieser Gattung stehendes Wesen ist. Er ist seinen Empfindungen nicht so unmittelbar ausgeliefert wie das Tier, sondern kann sie in einem bestimmten Grad suchen oder ihnen ausweichen und lernt auch, sie in einem gewissen Masse zu beherrschen. Er weiss zum Beispiel auch, dass seine inneren Erlebnisse und Gedanken nur ihm selber angehören und sonst keinem Menschen. Das Wesensglied, welches ihm zu solcher Unabhängigkeit und solchem Selbstbewusstsein verhilft, ist sein Ich. Dieses ist ein in ihm anwesender Tropfen des allgemeinen Geistes, ein kleiner Teil Gottes im Menschen, nicht Gott, aber von göttlicher Natur. Sein Ich verhilft dem Menschen dazu, sich als ein von allen anderen Menschen unterschiedenes Wesen zu empfinden. Von sich kann jeder nur selber "ich" sagen, für jeden anderen ist er ein Du.

 

So sagt Rudolf Steiner:

"Wenn eine Wissenschaft auf dem Boden steht, dass der Mensch nur einen physischen Leib hat, dann kann sie unmöglich in irgendeiner heilsamen Weise auf das einwirken, was mit dem gesunden oder kranken Menschen zu tun hat. Denn Gesundheit und Krankheit stehen im Verhältnis zum ganzen Menschen, nicht nur zu dem physischen Körper oder zu einzelnen Gliedern desselben."